Das kleine zweigeschossige Backsteinhaus an der südlichen Mauer des Kirchenhofs St. Marien ist eines der wenigen erhaltenen mittelalterlichen Gebäude in der ehemaligen Hansestadt Pasewalk.
Vermutlich um 1400 von der Pasewalker Elendenbruderschaft errichtet, diente das Gebäude als Unterkunft für obdachlose Fremde, Verarmte und Kranke. Nach Auflösung der Elendenbruderschaften in der Reformation ging das Gebäude in Kirchenbesitz über und wurde bis 1563 als Spital genutzt. Die Nutzung im Lauf der weiteren Jahrhunderte ist ungeklärt.
Architektonisch gibt das kleine Gebäude jedoch Rätsel auf. Die Fassadengestaltung mit zahlreichen Nischen und Blenden mit unterschiedlichen Bogenformen, Breiten, Tiefen und Höhen ohne erkennbare Ordnung zeigt keinen Bezug zur Stockwerkeinteilung im Gebäudeinneren.
Sowohl die zweizonige, reiche Fassadengliederung als auch Ost-West-Ausrichtung deuten auf einen Sakralbau. Vermutlich könnte es sich ursprünglich um eine Kapelle mit hölzernem Anbau – der „Armenbude“ - gehandelt haben, denn die Zweigeschossigkeit datiert nachweislich auf das 18. Jahrhundert. Diese Kombination aus Beherbergungs-, Krankensaal und Sakralraum ist durch andere große mittalalterliche Hospitäler bekannt. Der Westgiebel verfügt zudem über Maueranschlüsse, die auf eine nicht umgesetzte Erweiterung des Gebäudes hindeuten.
Im 20. Jahrhundert diente das Gebäude als Wohnung für Kirchenbedienstete und wurde anschließend als Gemeindesekretariat und Büro des Kantors genutzt. 2017 musste das Gebäude aufgrund baulicher Schäden und Feuchtigkeit geräumt werden. Die denkmalgerechte Sanierung wurde 2022 abgeschlossen und das Gebäude wird wieder zu Verwaltungszwecken genutzt.